Informativer Abendzettel:

DIE STADT OHNE JUDEN
Dokumentation einer vergessenen Geschichte

Kaum zu glauben: Es gab mal eine Zeit, da sahen sich Jüdinnen und Juden enormer Verfolgung ausgesetzt – mitten in Europa! Man nennt das in Fachkreisen »Antisemitismus«. Das ging einmal soweit, dass nach dem Weltkrieg (1914-1918) eine Partei in Österreich die Wahlen mit der Parole »Hinaus mit den Juden aus Österreich!« gewann und das Versprechen auch in die Tat umsetzte!

Davon haben Sie wahrscheinlich noch nie gehört. Das ist aber nicht schlimm, der Hass auf alles Jüdische ist nach dieser peinlichen Episode politischen Komplettversagens ja auch verschwunden.

Die Dokumentarist*innen Adriana Könemann und Helge Tramsen bringen diese vergessene Geschichte auf unvergessliche Art und Weise für Sie auf die Bühne. Das sieht etwa so aus:


Glauben Sie, dass die Deutschen auch solche Trotteln wie wir sind und ihre Juden hinausschmeißen werden?

Aus dem Buch. Und dem Stück.

Ein Theaterstück nach dem Buch »Die Stadt ohne Juden – Roman von übermorgen« von Hugo Bettauer. Die Satire auf den Antisemitismus und frühe Faschisten erschien 1922 – ja genau, sogar noch vor der Amtsübernahme von Benito Mussolini.

Mit Adriana Könemann, Helge Tramsen & Tobias Pflug.
Regie: Peer Gahmert & Tim Gerhards. Text: Peer Gahmert. Bühne und Licht: Anna Rödiger, Florian Sommer & Timo Reichenberger. Kamera: Maren Holstein. Technische Beratung: Johanna Melinkat.

Dank an: Pusdorf Studios, Maren Holstein, Mike Sinram, Lena Neckel, Steptext Dance Project e. V., Schwankhalle, Katrin Windheuser, Alsomirschmeckts!-Theater e. V., Arne Böckmann, Kulturzentrum Schlachthof.


HINTERGRUND

Hugo Bettauers Geschichte ist heute, wie der Autor auch, weitgehend in Vergessenheit geraten – vollkommen zu Unrecht. Denn der Roman zeigt, dass es durchaus zeitgenössische Stimmen gab, die eindrücklich vor den Gefahren antisemitischen, völkischen, nationalistischen und faschistischen Denkens warnten. Und der Erfolg des Buches – es wurden 240.000 Exemplare verkauft, schon kurz nach dem Erscheinen wurde es verfilmt und auch in Deutschland adaptiert (Artur Landsberger, »Berlin ohne Juden«) – zeigt, dass Bettauer einen Nerv getroffen hat.

HUGO BETTAUER

Am 26. März 1925 starb der Schriftsteller, Journalist, Drehbuchautor und Herausgeber an den Folgen eines Anschlags: Wenige Tage zuvor richtete in Bettauers Redaktionsräumen ein NSDAP-Sympathisant eine Waffe auf den damals berühmten Literaten. 

In den Monaten davor wurde Hugo Bettauer das Opfer einer medialen Hetzkampagne. Für nationalistische, konservative und antisemitische Blätter war der aus einer jüdischen Familie stammende Intellektuelle das Abbild des liberalen, die Gesellschaft zersetzenden Juden. 

Vermeintliche Anlässe dafür gab es zuhauf: In seinen Romanen (z. B. »Hemmungslos«, »Die freudlose Gasse« und »Die schönste Frau der Welt«) thematisierte er das Abgründige, das Dreckige und das Abseitige der Nachkriegsgesellschaft. In den von ihm herausgegebenen Zeitschriften »Er und Sie« und »Bettauers Wochenschrift« setzte er sich für Gleichberechtigung und für die Akzeptanz von Homosexualität ein. Nicht zuletzt sein berühmtestes Werk »Die Stadt ohne Juden« brachte ihm den Ruf eines sehr wachen und aufmerksamen Beobachters ein. 

Geboren wurde Bettauer als Maximilian Hugo Betthauer am 18. August 1872. 1890 konvertierte er zum Christentum. In den Jahren darauf arbeitete er als Journalist in New York für verschiedene Zeitungen, später auch in Berlin und Hamburg. 1910 kam er zurück nach Wien. 

Sein Mörder, Otto Rothstock, wurde vom Vorwurf des Mordes freigesprochen und stattdessen in eine Psychiatrie eingewiesen. Nach 18 Monaten verließ er sie als freier Mann. 


UNTERSTÜTZT VON:

Der Senator für Kultur der freien Hansestadt Bremen

Waldemar Koch Stiftung

Karin und Uwe Hollweg Stiftung


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